Wirkungen und unerwünschte Wirkungen
Die Pharmaindustrie investiert jährlich viele Millionen Euro, um neue Medikamente zu entwickeln. Vielfach wirken diese Medikamente aber dennoch nur unzureichend oder weisen gar für den Patienten:innen nachteilige Nebenwirkungen auf, die den mit ihnen erzielten Heilungseffekt in den Hintergrund treten lassen. Eine zentrale Ursache dafür, dass nicht die angestrebte Wirkung erzielt wird, ist die Tatsache, dass die meisten Medikamente für alle Patienten:innen mit derselben Wirkstoffkonzentration versehen werden
Alle PatientInnen sind anders
Jedes Arzneimittel durchläuft natürlich eine lange Reihe ausführlicher Tests, bevor es zugelassen wird bzw. auf den Markt kommt. Nun ist es aber so, dass es de facto unmöglich ist, die Probandenanordnung einer klinischen Studie exakt repräsentativ für alle Bevölkerungsgruppen – nach Alter, Größe, Gewicht, Krankheitsbildern etc. – zusammenzustellen. In der Praxis sind über drei Viertel der Teilnehmer:innen an solchen Studien Männer. An ihnen wird der Wirkstoffgehalt entsprechend ausgerichtet und so ist es nicht weiter verwunderlich, wenn die Dosierungen beispielsweise für Frauen nicht genau passen. Das K1-Forschungszentrum Research Center Pharmaceutical Engineering (RCPE) hat deshalb eine Methode entwickelt, die einen bedeutenden Schritt in Richtung personalisierter Medizin darstellt.
Essbares Papier
Am Anfang des Forschungsprojekts stand das Ziel, ein Verfahren zu entwickeln, mit dem eine auf die jeweilige Person abgestimmte Wirkstoffdosierung möglich ist. Im Mittelpunkt steht dabei essbares Spezialpapier als Trägermaterial. Darauf werden sämtliche Wirkstoffe und Hilfsstoffe aufgebracht, die für ein bestimmtes Medikament benötigt werden. Die Aufbringung erfolgt mittels eines Druckers, der nach dem Prinzip des Tintenstrahldruckers funktioniert: Auf die gleiche Weise, wie bei einem konventionellen Drucker die Farbe aufgrund des Anle-gens elektrischer Spannung durch eine feine Düse gesprüht wird, geschieht dies hier mit der Arznei. Die Dosis wird dabei exakt durch die Stärke des Stromimpulses und die Größe der Düsenöffnung bestimmt. Die so erzielte Präzision ermöglicht Dosierungen in Form von Tropfen, die eine Größe von nur 5 bis 500 Pikolitern aufweisen. Zur Verdeutlichung: Ein Pikoliter entspricht einem billionstel Liter! Mittels dieser winzig kleinen Tropfen können Wirkstofflösungen punktgenau und gleichmäßig dosiert aufgebracht werden.