Sicherer, schneller und kostengünstiger
„Wir sehen in der kontinuierlichen Fertigung ein enormes Potenzial für die Herstellung fester Darreichungsformen wie beispielsweise Tabletten und Kapseln“, betont Dr. Matthias Müller, Senior Vice President Engineering, Bosch Packaging Technology. Die guten Marktaussichten begründen sich besonders im steigenden Bedarf der Pharmaindustrie an einer schnelleren Markteinführung neuer Medikamente sowie an einem höheren Automatisierungsgrad, der Kosten und Zeit spart. Gleichzeit soll die Produktionsqualität erhöht und die Ausfallsrate minimiert werden. Das in anderen Branchen schon länger erprobte Verfahrensprinzip kontinuierlicher Fertigung ermöglicht dies. Die Bosch Gruppe ist schon seit den 1970er Jahren im Maschinen- und Anlagenbau für die Pharmaindustrie aktiv. Der Geschäftsbereich Bosch Packaging Technology als Anbieter von Prozesstechnologie, Füll- und Verpackungslösungen zählt heute zu den weltweit führenden Unternehmen. Im Jahr 2014 erwirtschaftete Bosch Packaging Technology mit rund 6100 Mitarbeitern 1,18 Milliarden Euro Umsatz und bietet für seine Kunden in der Pharmaindustrie von einzelnen Maschinen über komplette Linien bis hin zu integrierten Systemen für die Herstellung und Verarbeitung flüssiger und fester Pharmazeutika ein breites Spektrum an Lösungen und Dienstleistungen an.
Wirtschaftsfaktor Forschung
„Die Kooperation zwischen dem RCPE und Bosch zeigt einmal mehr, dass in den steirischen Kompetenzzentren internationale Spitzenforschung betrieben wird. Das bringt mehrere positive Effekte für den Wirtschaftsstandort Steiermark. Einerseits können wir an Hand solcher Beispiele die Steiermark international als exzellenten Innovationsstandort positionieren
und für Unternehmen und Spitzenforscher attraktiv machen. Andererseits entstehen Impulse für Wertschöpfung und Beschäftigung in der Steiermark, weil neben dem RCPE auch steirische Unternehmen profitieren, in denen bestehende Arbeitsplätze gesichert und neue geschaffen werden können“, so Wirtschaftslandesrat Dr. Christian Buchmann. „Wir haben mit den richtigen Themen zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort gestartet“, betont RCPE-Geschäftsführer Klein. Ein paar Jahre früher wäre das Umfeld noch nicht für die Gründung dieses Forschungszentrum bereit gewesen, ein paar Jahre danach hätte sich das RCPE heute nicht mehr als das weltweit größte Zentrum in diesem speziellen Bereich positionieren können. Das einzigartige am Forschungszentrum in Graz ist, dass an einem Ort gleich drei wichtige Bereiche für die Pharmaindustrie abgedeckt werden können. Das beginnt bei der Simulation aller erforderlichen Prozesse und Abläufe, um Modelle und Vorhersagen zu ermöglichen, geht über die Formulierungen, also beispielsweise die Zusammensetzung für Tabletten, und umfasst auch die technische Umsetzung. Für die TU Graz, Haupteigentümer des RCPE, ist die Zusammenarbeit mit Bosch Packaging Technology ein besonderer Erfolg. Seit knapp 20 Jahren ist die TU Graz immer wieder gemeinsam mit Bosch in mittlerweile 16 EUProjekten oder COMET-Projekten sowie Projekten der Auftragsforschung vertreten gewesen.
Wirkungen und Effekte
Um die weltweite Marktstellung weiter auszubauen, entwickelt Bosch nun mit dem RCPE die neue Generation der Pharmafertigung in einem mehrjährigen Forschungsprojekt. „Die kontinuierliche Fertigung bringt viele Vorteile, vor allem können Produkte viel schneller produziert werden und zwar innerhalb von Stunden im Gegensatz zu Monaten beim derzeit üblichen Chargenprozess“, erklärt Prof. Johannes Khinast, wissenschaftlicher Leiter des RCPE. Der Wegfall vieler Zwischenschritte, wesentlich kürzere Lieferketten, schnelles und flexibleres Reagieren auf Änderungen im Bedarf, und deutlich kleinere Anlagen die auch beispielsweise in Krisengebieten oder Extremsituationen schnell dezentral produzieren können, sind wesentliche Punkte, die klar für die kontinuierliche Fertigung sprechen. „Weiters wird die Produktqualität durch die 100%ige Kontrolle der Produktion wesentlich gesteigert und somit zugleich die Produktivität“, erklärt Khinast. Denn in der kontinuierlichen Fertigung lässt sich permanent jeder Arbeitsschritt kontrollieren. Im Fehlerfall kann die Produktion sofort unterbrochen und der Schaden behoben werden, während beim sogenannten Batch Processing die komplette Charge unbrauchbar ist. Da auch die Regulierungsbehörden immer höhere Qualitätsstandards in der Produktion verlangen, spricht alles für diese in der Pharmaindustrie noch sehr neue Fertigungsmethode.